Darf ich vorstellen? Mein Name ist Prosecco. Ich bin der Hund von Ella Motzarella. Ein stattlicher Berner Sennenhund wohlverstanden und nicht etwa einer jener kurzatmigen, mopsigen Missbildungen, wie sie gerade in Mode sind.
Ich bin registriert, hundesteuerpflichtig und hundehaftpflichtversichert. Trage einen Mikrochip mit meinen Daten implantiert und habe eine Hundeschule besucht. Mein Hals ziert ein Lederband und ich gehe brav an der Leine, wenn Ella es für angezeigt erachtet, oder die geltenden Regeln es erfordern. Muss ich ein Geschäft verrichten, ist sie mit dem roten Säckchen fix zu Stelle.
Im Quartier bin ich nicht zuletzt wegen meiner Gutmütigkeit beliebt, aber vor allem, weil ich Grenzen respektiere und nicht unaufgefordert durch fremde Gärten streife. Ganz im Gegensatz zu den Heerscharen von Katzen, welche den unsrigen heimsuchen und ihre Markierungen hinterlassen.
Lange wusste ich gar nicht, zu welchen Riesenhaufen die Biester fähig sind. Bis ich einmal eine in flagranti ertappte, als sie gerade dabei war, den Kies unseres Sitzplatzes über ihre stinkenden Würstchen zu scharren. Eine andere hatte den Dünnpfiff, was Ella noch höher auf die Palme brachte.
Die gescheckten und getigerten Kreaturen hier sind eine wahre Plage und invasiv. Jährlich kommt mindestens eine mehr dazu. Mit scheelem Blick schleichen sie über unser Gelände und beissen alles tot, was kreucht und fleucht. Ist das Vögelchen oder die Blindschleiche dann verdaut, haben wir das Nachsehen, wie schon erwähnt. Mit allen Konsequenzen hinsichtlich der Entsorgung ihrer Ausscheidungen.
Die BesitzerInnen dieser Räuber können nicht verstehen, dass andere ihre Lieblinge als Belästigung und Zumutung empfinden. Nicht einmal jene, welche in ihrem Haus über kein Katzenklo verfügen, in der Meinung, es hätte genügend Freiraum für die Notdurft ihrer Schützlinge im Umland. Dazu gehört selbstredend unser Garten.
Eine schreiende Ungerechtigkeit! Von uns Hunden wird Anstand und Wohlverhalten verlangt, staatlich verordnet und geregelt notabene. Das Katzenvolk hingegen kann tun und lassen wie es ihm beliebt, ohne jegliche Vorschrift oder Einschränkung. Eine Bauernhofkatze tut ihre Pflicht, geht mausen und verrichtet ihr Geschäft auf eigenem Landwirtschaftsland. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber alle die vielen Schmusekatzen in dicht besiedelten Wohngebieten, die gehören auf den Grund und Boden ihrer BesitzerInnen verbannt, respektive zurückgebunden. Die sollten das eigene Gelände nicht verlassen können und dürfen.
Solches durchzusetzen erachtet Ella als vielleicht etwas kostenintensiv, technisch aber problemlos umsetzbar: System Rasenmähroboter. Das Grundstück müsste mit einem im Grenzverlauf vergrabenen Kontaktdraht umschlossen werden. Der Rasenmäher würde dann zur Katze mit einem Sender/Empfänger am Halsband, der die Signale sinngemäss umwandelt und fähig ist, einen sanften Elektroschock auszulösen. Will die Katze das Heimgelände verlassen, kriegt sie einen Zwick, der sie das Ausreissen bleiben lässt. Hier, in ihrem Zuhause, kann sie nun nach Herzenslust jagen und ihren BesitzerInnen zeigen, was sie drin hat.
Somit wäre der Gerechtigkeit genüge getan und der nachbarschaftliche Frieden gesichert.
Titelfoto: Katzen-Wandbild im Dorfkern von Russo (TI)
Fotos: Halbinsel Au, Zürichsee. Blick vom Simongut Richtung Seedamm, Fäderispitz, Speer (SG) sowie die Glarner Voralpen
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