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Genossinnen und Genossen



Liebe Genossinnen, liebe Genossen


Wir freuen uns, euch hiermit offiziell zum Parteitag vom 26./27. Oktober 2024 einzuladen. In Davos werden wir…….

 

Ich war schockiert, als ich diese fehlgeleitete Mail öffnete. Genossinnen und Genossen: Auf den ersten Blick meinte ich, Post von einer ewig gestrigen, kommunistischen Zelle aus Irgendwo erhalten zu haben, oder einer der vom russischen Geheimdienst gesteuerten Desinformationsmedien. Aber nein, sie kam original aus dem SP-Parteisekretariat.

 

Wie kann das sein? Wie ist es möglich, dass die Zentrale der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz einen solch alten Zopf weiterhin pflegt, obwohl kein Mensch an der Basis im Traum daran denkt, seine Parteikolleginnen, Genossinnen zu nennen.

 

Dies geschieht offenbar in Unkenntnis der Tatsache, dass der Ausdruck GENOSSE, von Vielen mit überaus negativen Aspekten und Geschehnissen assoziiert wird. Genosse steht für ein gescheitertes System, für Willkür und Schlimmeres. Genosse steht für (Väterchen) Stalin, Mao, Enver Hodscha, Honecker & Co, wobei Erstere als Massenmörder dutzende Millionen von Menschenleben auf dem Gewissen haben.

 

Genosse steht irgendwie auch für den ehemaligen KGB-Zögling und Quasidiktator Putin, der gerade dabei ist, Russland ins stalinistische Zeitalter zurückzuführen. Putin, für den Demokratie jenseits der Landesgrenze toxisch ist, im Wissen, dass sie im eigenen Land Schule machen könnte. Nun ist die Ukraine jedoch genau auf diesem Wege, was es aus seiner und seiner Spiessgesellen Optik logischerweise zu verhindern gilt.

 

Die UkrainerInnen hingegen, wehren sich nicht bloss wegen politischer Motive für ihre Freiheit und Eigenständigkeit nach Kräften, sondern aus historisch bedingten Gründen. Unvergessen der Holomodor in den frühen Dreissigerjahren, als Genosse Stalin grosse Teile der Ukraine planmässig aushungerte, was mehreren Millionen EinwohnerInnen das Leben kostete. Terror und Horror in einem! Im Gegensatz zu Deutschland und Österreich, welche ihre trübe Vergangenheit weitgehend aufgearbeitet haben, werden in den Genossen-Ländern Russland und China, ihre vormaligen kriminellen Herrscher Stalin und Mao, weiterhin verherrlicht und als Vorbilder präsentiert. Dem gilt es Gegensteuer zu geben, wenn in diesem Fall auch bloss mit einem kleinen Zeichen.

 

Die Anrede Genossin/Genosse, gehört dringend in die Mottenkiste verbannt. Sie ist längst nicht mehr zeitgemäss und spätestens seit dem Überfall russischer Streitkräfte schlicht ein Gehtnicht. Ja, sogar ein Affront und einer demokratischen Partei absolut unwürdig. Mit der weiteren Nutzung solch abgedroschener und negativ besetzter Begriffe täte sich die SP Schweiz bestimmt keinen Gefallen, da eine abschreckende Wirkung auf Aussenstehende wohl kaum von der Hand zu weisen ist. Ferner sind diese G-Substantive kaum dazu geeignet, allfälligen InteressentInnen den Eindruck einer mit der Zeit gehenden, fortschrittlichen Partei zu vermitteln.  

 

Titelbild: Glasschaden im Café am Reumannplatz, Wien, August 2024


Blumenbeet an der Mauer der Chapelle du Roc in der Nähe von Gruyère (FR) August 2021

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